Unser Leben im Mittelalter
Unsere aktive Seite des Hobbys Mittelalter fing mit Besuchen von Märkten an und setzte sich fort in der Gründung des Vereins "Strack Duer e.V." in Korbach mit anderen Mittelalter-Begeisterten im August 2000, Schwerpunkt: Hochmittelalter.
Nein, es gab damals nicht nur Ritter und "Burgfräulein" (letzteres ist ein Begriff aus der frühen Neuzeit). Wir laufen auch nicht in "Kostümen" rum sondern tragen Gewandungen. Ja, das Feuer ist echt, das Wasser ist auch echt und wir essen wirklich, was wir kochen.
Hier ein paar Informationen über das Hochmittelalter, um einen Einblick in diese Epoche zu verschaffen:
Kleidung:
Die Kleidung bestand hauptsächlich aus Leinen und Schafswolle. Baumwolle wurde während der Kreuzzüge aus dem Orient importiert. Seide und Samt war der Oberschicht vorbehalten. Sowohl für Frauen als auch für Männer gab es Unter-, Ober- und Übergewänder.
Die Untergewänder wurden u.a. zum Schutz der Obergewänder vor Schweiß verwendet. Der Stoff hierfür war eher dünn. Das Untergewand der Frau ging bis zum Knöchel, das des Mannes bis über den Oberschenkel und war mit langen, engen Ärmeln ausgestattet.
Bei den Obergewändern gab es bis ca. 1230 die sogenannten Tütenärmel, danach wurden enge Ärmel modern. Die Kleider wurden faltenreicher, was durch Einsetzen von Geren erreicht wurde, die teilweise bis zur Brust gingen. Außerdem waren die Gewänder hochgeschlossen und mit einem Schlitz zum Durchstecken des Kopfes versehen, bei den Männern gab es auch die Möglichkeit eines Stehkragens. Zum Verschließen wurden z.B. Fibeln oder Knöpfe verwendet.
Übergewand: Über dem eigentlichen Kleid (Obergewand) konnte noch ein weiteres Kleid oder ein Umhang getragen werden. Beim Mann waren die Übergewänder seitlich oder vorn und hinten geschlitzt. Die Frauensurcots (sur cote = über Kleid) waren dafür länger, ähnlich des Obergewandes. Meist waren diese Gewänder ärmellos oder mit geschlitzten Ärmeln versehen.
Kopfbedeckung: Diese diente zum Schutz bei "Wind und Wetter", Staub und Schmutz. Ein Schapel (ohne Schleier) trugen unverheiratete Frauen. Schleier, Gebende und Haube für die verheiratete Frau forderte die Kirche. Zum Befestigen wurden Haarnadeln genommen. Der Mann konnte eine Bundhaube, Gugel (diese nutzten Frauen eher auf Reisen), Filz- oder andere Hüte tragen.
Was die Farbenpracht angeht, so eiferte das einfache Volk dem Adel, so gut es ging, nach. Die teuren, kräftigen Farben konnte sich nur die Oberschicht leisten, Farben wie Weidblau und Krapprot waren für jeden erschwinglich. Grün war ebenfalls teuer, da hier Blau mit Gelb überfärbt wurde. Alles in allem kann man nicht von einem "dunklen" sondern eher von einem bunten Mittelalter sprechen.
Die Gewandung und die Kopfbedeckung zeigten, zu welchem Stand jemand gehörte.
Körperpflege:
Die Körperpflege nahm einen hohen Stellenwert ein. In den Badestuben wusch der Bader oder die Bademagd die Kunden, schnitt die Haare, rasierte und gab Massagen. Auch medizinische Behandlungen führte der Bader durch. Es gab Badestuben für "Betuchtere", aber auch öffentliche, die sich jeder leisten konnte. Adelige badeten täglich in ihrem eigenen Zuber. Doch auch wer sich kein tägliches Bad leisten konnte, achtete sehr auf Reinlichkeit. Als Badezusätze wurden Kräuter verwendet. Die Wirkstoffe Saponin und ätherische Öle reinigen und desinfizieren. Die Krüge, die man auf entsprechenden Gemälden sieht, enthalten in Wasser aufgelöste Seife.
Zahnpflege: Zum Entfernen der Speisereste benutzte man Zahnstocher und reinigte die Zähne mit einem Lappen (vermutlich mit Zusatz). Auch wurden aromatische Kräuter und Hölzer zur Mundhygiene gekaut.
Die Menschen waren davon überzeugt, dass Sauberkeit und Wohlgerüche Krankheiten fernhalten. Die Annahme, die Städter hätten ihren Unrat einfach aus dem Fenster geworfen, ist zum Glück inzwischen widerlegt. Auch für die Entsorgung gab es strenge Regeln.
Übrigens: Bereits bei den Germanen wurde der Körper in warmen oder kalten Bädern mit Seife gereinigt und anschließend mit Lanolin (Wollfett von Schafen) gepflegt. Lästige Körperhaare wurden auch schon zu dieser Zeit mit einer Pinzette entfernt und Geräte zur Nagelpflege und Ohrlöffel waren ebenfalls bereits vorhanden. Den Germanen haben wir auch die Erfindung der Seife und der Haarbürste zu verdanken.
Ernährung:
Die Ernährung des Volkes richtete sich nach der Jahreszeit und dem, was im Wald und auf dem Feld geerntet werden konnte. Der Adel hatte das alleinige Jagdrecht und ließ sich Lebensmittel auch aus dem Ausland importieren.
Angebaut wurden folgende Getreidesorten: Gerste, Weizen, Hafer, Hirse, Dinkel, Emmer, Einkorn und Roggen.
Diese Gemüsesorten gab es: Kohl, Scharlotten, Sellerie, Zwiebeln, Knoblauch, Rüben, Lattich, Erbsen, Pastinak, Spinat, Gurken, Lauch und Bohnen.
Es wurde aber auch Wildgemüse zubereitet (z.B. wie Spinat): Löwenzahn, Feldsalat, Sauerampfer, Brennnessel (brennt nach etwas anwelken nicht mehr) oder Bärenklau (nicht mit dem Riesenbärenklau verwechseln!).
Kräuter wurden nicht nur in der Volksheilkunde, sondern auch in der Küche oft und gern verwendet. Sie enthalten je nach Pflanze als Hauptwirkstoffe u.a. Bitter- und Gerbstoffe, Saponine, Vitamine, Mineralstoffe, ätherische Öle, Flavonoide, Salicylsäure.
Natürlich stand auch Obst auf dem Speiseplan: Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Pflaumen, verschiedene Beerenarten, Trauben, aber auch Nüsse.
Gesüßt wurde mit Honig und es gab einige Methoden der Konservierung von Lebensmittel.
Getränke: Wasser, Milch, Bier, Wein, Met, Trauben-, Beeren- oder Apfelsäfte waren üblich.